Um 7 Uhr sind wir in Datong angekommen. Wie ich schon in der Bibel (Lonely Planet) gelesen habe, stand der Herr von dem staatlichen Reiseveranstalter am Bahnhof und wartete auf mögliche Kundschaft. Wir haben zugeschlagen, denn diese Tour ist die einzige Möglichkeit beide Sehenswürdigkeiten an einem Tag zu besuchen. Aber die Preise sind in die Höhe geschossen, die Eintrittsgelder sind viel teurer geworden. 330Y (100Y+130Y Eintritt, die 100Y waren für Transport + Lunch). Es war interessant, dass der Herr als er meinen Reisepass sah (die Passdaten werden ich China immer und überall ausführlich abgeschrieben oder eingescannt), gleich gesagt hat, dass die Ungarn aus der Gegend von Datong Richtung Europa gewandert sind. Datong ist ja schon an der Grenze der Inneren Mongolei.
Zum Frühstück gehen wir zu einem Dumpling-Straßenrestaurant. Um 9 Uhr ging es los mit unserer Reiseleiterin, die so eine ähnliche Sprache wie Englisch sprach 🙂
Das hängende Kloster ist ein unglaubliches Baukunstwerk. Das Gebäude wird tatsächlich nur von den Stäben/Stangen gehalten und klebt praktisch an der Felsenwand. Es ist alles so eng und hoch – richtig schwindelerregend.
Unser Mittagessen haben wir in einem an Werkskantine erinnernden Restaurant eingenommen. War recht gut das Essen, über die Toiletten hingegen möchte ich nicht reden…
Die Yungang-Grotten mit den riesigen Buddha-Statuen waren aber richtig beeindruckend. Leider wurde dieser Besuch mal wieder mit einem Abzock-Versuch überschattet. An dem Parkplatz angekommen, sagte die Reiseführerin (rundherum eine riesige Baustelle), dass wir nun auf Minibusse umsteigen müssten, weil der Eingang 2km entfernt sei. Dies kostet extra 10Y. Ich bin stutzig geworden und habe gleich zu diskutieren angefangen, denn wir hatten alles bezahlt und nun plötzlich das. Das andere deutsche Mädchen auch mit. Die Spanier konnten keinen Englisch, der Ami und der Franzose wollten sich nicht einmischen. Da ich keine weitere Unterstützung bekam, habe ich es gelassen. Hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen und lieber loslaufen, denn mit den Minibussen wurde lediglich die Baustelle umfahren, und man konnte schön beobachten, dass der Eingang tatsächlich nur 600m entfernt gewesen wäre. Ich war stinksauer, habe wieder angefangen, jetzt haben aber die Spanier auch ihre Zähne gezeigt. Nun hat die Reiseleiterin nur noch gestottert, plötzlich wusste sie nicht mehr wie weit tatsächlich der Eingang ist – mein Gott, sie macht doch die Tour mindestens einmal die Woche, wie blöd sehen sie uns denn?!?!? Nun hat sie anscheinend eingesehen, dass sie mit ihren Kumpels nicht durch uns extra Geld verdienen kann und versprach, dass wir 5Y zurückbekommen, wenn wir zurücklaufen. Dies ist auch so geschehen.
Übrigens diese riesige Baustelle neben dran, dort bauen sie so eine Art Mini-Verbotene Stadt hin, eine Tempelanlage. Auf die Frage, was das wird, erklärte sie uns, dass dort eine Tempelanlage aus der DingDong-(oder wie auch immer)-Dynastie stand, aber in dem Krieg sie ja zerstört wurde, und nun wird sie neu aufgebaut. Bei welchem Krieg denn? – Es gab viele Kriege in China, in einem von denen – hieß die Antwort und es ging weiter mit der Besichtigung der Grotten. Hmm, ist aber irgendwie komisch, die riesige Tempelanlage wurde zerstört, aber die riesigen Buddha-Statuen blieben unversehrt… Unser Urteil nach dem Urlaub ist, dass die Chinesen den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig entdeckt haben und natürlich müssen die Touristen mit Sehenswürdigkeiten (je größer umso besser) angelockt werden, in diesem Fall um die Attraktion der Grotten noch größer zu machen. Und das gleiche passiert auf einer riesigen Baustelle in der Innenstadt von Datong, wo eine kleine Klosteranlage auf das 5fache erweitert wird. Wie gesagt: der chinesische Tourismus boomt. Und wenn eine Stadt keine Sehenswürdigkeiten hat, dann baut sie sich welche. Ich wage es zu behaupten, dass in paar Jahren sieht man die meisten Sehenswürdigkeiten total aufgepusht. Schade.
Wir sind in Datong Innenstadt noch Spazieren und Essen gegangen, wo wir, wie schon erzählt, von den Einwohner richtig angestarrt wurden. Und um 23.00 Uhr ging es weiter mit dem Nachtzug (dieses Mal Softsleeper) nach Pingyao.