Unser Handy weckte uns um 4.45 Uhr. Warum so früh? Weil die berühmteste Sehenswürdigkeit des gesamten Gebietes der Sonnenaufgang auf einem 3100 m hohen Plateau ist. Von hier aus hat man angeblich den schönsten Blick auf die Annapurna-Gruppe und auf die Dhaulagiri-Gruppe. Es hatte zwar in der Nacht weiter geregnet, aber früh waren die Wolken weg und man sah die Sterne. Wir hatten uns sehr warm angezogen, aber es war wahnsinnig kalt – wie sich später herausstellte, sogar für mich zu warm.
Bereits im Treppenhaus stöhnten wir von den Schmerzen im Oberschenkel – die Strapazen des Vortags sind nicht spurlos an uns vorbeigegangen, wir hatten schrecklichen Muskelkater. Aber bis 6.15 Uhr mussten wir oben sein, wir sind ja schließlich nur einmal hier (bzw. mal schauen :-)) Wir hatten unsere Stirnlampen aufgeschnallt und los ging es auf einem dunklen Pfad Berg hinauf. Ich muss zugeben, diese 300 Höhenmeter waren die schlimmsten in meinem Leben – diese 1 Stunde war definitiv schlimmer als die 7 Stunden vom Vortag – es ging praktisch nur auf Treppen aufwärts, es war kalt, aber ich schwitzte wie verrückt und Luft bekam ich auch schlecht. Jan lief vor, ich brauchte bestimmt 15 Minuten länger, war aber rechtzeitig bis zum „Showbeginn“ mit den anderen 200 Menschen oben.
Es ist wirklich ein wunderschönes Schauspiel, wenn die Sonne aufgeht und die letzten Wölkchen um die Bergspitzen herum einfach verschwinden. Alles ist leicht rosa-orange angefärbt. Es war wirklich schön anzusehen.
Der Weg nach unten auf den Treppen war für unsere Oberschenkel weniger spaßig. Wir waren um 7 Uhr wieder in unserem Gasthaus, wo wir lecker frühstückten, bevor wir uns um 8 Uhr auf den Weg nach Ghandruk machten. Bei der ersten Etappe mussten wir wieder von 2800m auf 3100m hinaufsteigen. Dann ging es aber auf Treppen ewig nach unten. Habe ich gesagt, dass der Vortag der schlimmste war? Also bestimmt nicht – mit dem Muskelkater in den Beinen war diese Strecke definitiv noch schlimmer.
Der Knüller war, dass sich auf 3100 m das gleiche Bild bot wie von Poon Hill aus… warum also früh die ganzen Strapazen auf sich nehmen und in Mitten der Menschenmenge einen Sonnenaufgang beobachten, wenn man sich früh gleich auf den Weg nach Ghandruk macht. Hier genießt man auf 3100 m fast alleine den gleichen wunderschönen Blick und spart 300m rauf und runter. Wir sprachen mit anderen Trekkern und sie waren der gleichen Meinung, deshalb geben wir das hier als Tipp weiter.
Bis Tadapani ging es praktisch ständig auf Trekker-unfreundlichen Treppen nach unten – dann kurz vor Tadapani wieder nach oben. Es war sehr anstrengend und hier hatten wir leider auch keinen Ausblick, wir liefen praktisch in Wolken, es war neblig. Hinter Tadapani empfing uns folgendes Schild:
Wir liefen schon seit 1 Stunde parallel zu einer älteren deutschen Frau, die mit ihrer nepalesischer Führerin (!) unterwegs war. Wir wechselten paar Worte mit ihnen und betraten dann zu viert den Dschungel. Wir dachten, dass das Schild für den Schutz der Tiere galt, aber die Führerin klärte uns auf. Angeblich gab es hier einige Raubüberfälle auf Touristen. Es wurde mir ganz anders im Magen – es wunderte mich, weil ich solche Geschichten nicht im Internet gefunden habe. Dazu war der dunkle Wald mit den großen mit Moos bewachsenen Bäumen schon ein bisschen furchteinflößend – wenn aber auch überwältigend. Dieser Dschungel war ganz anders als der in Chitwan.
Plötzlich blieb unsere Führerin stehen und zeigte auf einen großen auf einer kleinen Wiese sitzenden Langur. Wir konnte praktisch ganz nah herangehen, bis er auf einen Baum zu seinen Freunden hinkletterte. Wir sahen auch mehrere Rehe.
Wir sind gut 3 Stunden gelaufen, bis wir Ghandruk erreichten. Das Dorf liegt wunderschön und wir konnten ab und zu einen Blick auf die Spitzen des Annapurna erhaschen, wenn die Wolken sich lockerten.
In Ghandruk kann es schon schwer sein, ein Zimmer zu bekommen. Hier gibt es sehr viele Turisten. Wir fanden schließlich im versteckten Buddha Hotel ein Zimmer – mit Ausblick vom Bett direkt auf den Annapurna. Ich schwöre, das Hostel was das bestgelegenste im Dorf. Wir saßen auf unserem Balkon, beobachteten die spielenden Kinder auf dem Spielplatz, die arbeitenden Menschen auf den Reisfeldern und die wunderschöne Natur. Wir liefen noch zum benachbarten Tempel – der war aber schon zu. Wir fühlten uns richtig wohl hier.
Zum Abendessen gab es dann 4 Portionen Essen als Belohnung 🙂